Wenn Menschen über eine berufliche Neuorientierung nachdenken, dann hat sich oft einiges aufgestaut. Diese Übung hilft dir dabei erste Schritte in Richtung Veränderung zu gehen, indem du Klarheit über deine aktuelle Situation und mögliche Richtungen gewinnst. Ich empfehle dir mindestens eine Stunde Zeit für die folgenden vier Aufgaben einzuplanen. Lies den Artikel zuerst einmal komplett durch, leg die empfohlenen Materialien bereit und starte dann mit der Übung.
Diese Materialien unterstützen dich optimal:
ein Stapel Post-its und ein schwarzer Marker. Falls du nichts davon zur Hand hast, kannst du die Aufgaben natürlich auch mit Stift und Papier bearbeiten.
1. Wie weit bist du von deinem Traumjob entfernt?
Es geht an dieser Stelle noch nicht darum, dass du bereits weißt, welcher dein Traumjob ist. Falls doch, Glückwunsch!Das hilft dir dabei eine klare Vision und die nächsten Schritte zu entwickeln. Falls du aber noch keine präzise Vorstellung von deiner erfüllenden Karriere hast, dann ist das okay. Beantworte die Frage aus dem Bauch heraus, höre auf dein Gefühl und deine Intuition. Nimm dir 5 Minuten Zeit, denk über die Frage und deine Antwort nach und spüre, was währenddessen in deinem Körper passiert.
Wie bewertest du deine aktuelle berufliche Situation auf einer Skala von 0 bis 10?
0 = Ich mache nichts was mir Spaß macht und kann mich auch nicht mit meinen Aufgaben identifizieren.
10 = Meine Arbeit macht mir Spaß, ist sinnvoll und passt super zu meiner Persönlichkeit.
2. Wo hast du dich selbst eingeordnet?
Für den nächsten Schritte nehme ich beispielhaft an, dass du deine aktuelle Situation mit einer 6 bewertet hast. Nimm dir jetzt 15 Minuten Zeit, um darüber nachzudenken was dir an deiner aktuellen Arbeitssituation gefällt und was dich stört. Notiere mindestens 6 positive und 4 negative Faktoren. Das ist ein Kniff, um deine Einschätzung zu bestärken oder anzupassen. Hast du deine Situation mit einer 4 bewertet, dann notierst du mindestens 4 positive und 6 negative Faktoren. Ich liste beispielhaft ein paar Faktoren auf, die ich früher genannt hätte:
Positive Faktoren:
tolle Kolleg*innen
kurzer Weg zur Arbeit
regelmäßig Weiterbildungsmöglichkeiten
Negative Faktoren:
eintönige und sinnlose Aufgaben
keine Verantwortung
wenig Gestaltungsspielraum
unbezahlte Überstunden
Wenn du alle Faktoren notiert hast, die dir eingefallen sind, dann prüfe nochmals deinen Wert auf der Skala. Fühlt sich deine Bewertung immer noch richtig an? Falls nein, dann korrigiere sie.
3. Entwirf einen Rahmen für deinen Traumjob
Auch jetzt geht es nicht darum explizit deinen Traumjob zu definieren. Es geht vielmehr um den Rahmen für diesen. Nutze die Faktoren aus der letzten Übung als Inspiration für die Ableitung von Erkenntnissen und Antworten auf die folgende Frage: Welche Aspekte deines Traumjobs lebst du schon und welche Aspekte willst du in Zukunft leben?
Dieses Mal sind beide Kategorien positiv formuliert. Mit diesem Trick können wir besser in Chancen denken. Es geht jetzt darum nur das zu dokumentieren, was du wirklich willst! Hier findest du zur Unterstützung wieder ein paar beispielhafte Aspekte:
Diese Aspekte lebe ich schon:
regelmäßige Weiterbildung und Qualifizierung
persönliche Beziehungen und Freundschaften zu Kolleg*innen
mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren
die Möglichkeit, 2 Tage pro Woche im Home Office zu arbeiten
Diese Aspekte will ich in Zukunft leben:
selbständig arbeiten und mein eigener Chef sein
nur 4 Tage pro Woche arbeiten, max. 32 Stunden
in einem inspirierenden Team arbeiten
Projekte im Bildungsbereich durchführen
Nimm dir 30 Minuten Zeit für diese Übung. Schreib alle Aspekte auf, die dir einfallen. Denk dabei an den zeitlichen Rahmen, an den Arbeitsort, an die Menschen, an deine Kund*innen und die Organisationen mit denen du zusammen arbeitest, an die Themen und die Aufgaben, die du übernimmst. Lass dich hierbei nicht durch gesellschaftliche Konventionen oder antiquierte Glaubenssätze limitieren und notiere wirklich alles, was dir in diesem Moment wichtig erscheint. Gönn dir eine Portion Mut und Fantasie beim Definieren deiner persönlichen Aspekte. Du spürst, dass du auf dem richtigen Weg bist, wenn dir die Aspekte beim Aufschreiben und Durchlesen Freude bereiten.
Schreib deine Antworten am besten einzeln auf Post-its und klebe diese auf ein Whiteboard, eine Wand, eine Tür oder ein Fenster. Visualisiere deine Aspekte gut sichtbar im Raum. Es hilft dir in deinem Erkenntnisprozess, wenn du dich in den nächsten Tagen immer wieder bewusst damit konfrontierst. Erwarte nicht, dass dein Rahmen nach 30 Minuten fix und fertig ist, begreife diese Übung vielmehr als Prozess und arbeite die nächste Woche täglich 10 Minuten weiter daran. Ergänze neue Aspekte, ändere deine Formulierungen und nimm Post-its von der Wand, wenn diese dir nicht mehr relevant erscheinen. Und lass dich nicht stressen, der Rahmen ist nie fertig und kann sich von Woche zu Woche verändern. Bewerte diese Aufgabe als Chance etwas über dich zu erfahren und deinem Traumjob näher zu kommen.
4. Definiere Umsetzungsschritte für einen Aspekt
Im letzten Schritt dieser Übung wählst du einen Aspekt aus, den du schon in naher Zukunft leben möchtest. Stell dir bei der Auswahl die beiden Fragen: Welchen Aspekt kann ich schon heute beginnen zu leben? Bei welchem Aspekt kann ich heute, morgen oder innerhalb dieser Woche, erste Schritte gehen? Es geht nicht darum, den Aspekt sofort voll und ganz umzusetzen, es geht „nur” um erste Schritte in diese Richtung.
Hast du einen Aspekte ausgewählt?
Dann nimm dieses Post-it, klebe es in einen neuen Bereich und nimm dir 7 Minuten Zeit für ein Brainstorming, um so viele erste Schritte wie möglich zu sammeln, die dir dabei helfen diesen Aspekt zu leben.
Schreib pro Minute ein Post-it, schreib ohne zu bewerten alles auf was dir einfällt.
In den letzten 3 Minuten wählst du nun drei Schritte aus, mit denen du heute beginnst deinen Zukunftsaspekt zu leben. Bringe sie in eine sinnvolle chronologische Reihenfolge und fang an sie zu gehen.
Ein paar Beispiele für erste Schritte in Bezug auf die oben genannten Aspekte:
erstelle eine Liste mit Unternehmen, die im sozialen oder Bildungsbereich arbeiten und informiere dich darüber welche Jobs sie anbieten
interviewe Menschen im Netzwerk, die 4 Tage pro Woche arbeiten, um herauszufinden wie gut das funktioniert und wie sie ihre Vorgesetzten überzeugt haben
erarbeite eine Liste mit Dienstleistungen, die du als Selbständige*r anbieten kannst
sprich mit einer Steuerberaterin um rauszufinden, wie viel Arbeit bei Selbstständigkeit mit Finanzen und Steuern auf dich zukommt
recherchiere und besuche interessante Events, um mit inspirierenden Menschen in Kontakt zu kommen
Gestalte deine berufliche Zukunft jetzt, indem du aktiv wirst und handelst. Machen ist die einzige Möglichkeit deine Annahmen und Ideen zu prüfen, zu verwerfen und zu korrigieren. Es liegt in deiner Verantwortung diese Schritte zu gehen. Ich hoffe, du konntest Klarheit über deine aktuelle Situation gewinnen und die nächsten Schritte helfen dir dabei deine berufliche Zukunft bewusster zu gestalten.