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Meine Hip-Hop Geschichte


Steffen sitzt auf einem Sessel
Steffen in 2010.

Ohne Hip-Hop wäre ich nicht der Coach, Moderator, Teamentwickler und Kreative, der ich bin. Deshalb kommt hier meine persönliche Hip-Hop Geschichte. Hip-Hop ist eine innovative Jugendkultur. Die Elemente MCing, DJing, Breakdance, Graffiti und Beatboxing entstanden in den Siebzigerjahren in New York City und haben sich von dort über die ganze Welt verbreitet. In den Neunzigern wurde Hip-Hop auch meine größte Inspiration und prägt heute, wie ich fühle, denke, spreche und arbeite.



1990-2000: Meine Hip-Hop-Jugend


Ich bin in einer Kleinstadt in Mittelhessen aufgewachsen. Eine meiner ersten Verbindungen zu Hip-Hop ist das Rödelheim Hartreim Projekt aus Frankfurt. Als Lokalpatriot war ich natürlich Fan von Moses P. und Thomas H. – und nicht von Die Fantastischen Vier aus Stuttgart. An ein und demselben Tag habe ich dann auf der Musikmesse in Frankfurt vormittags ein Autogramm von Moses bekommen und nachmittags die Fantas live gesehen. Es war unglaublich, die ganz Halle hat getobt! Ich musste meine Antipathie sofort auflösen, die haben live einfach zu geil abgeliefert.


Steffen textet und hört dabei Vinyl
2003 beim Texten für das erste Album

Hip-Hop war gefühlt noch Subkultur in Deutschland. Wir mussten uns alle Informationen, Accessoires und selbst die Musik erarbeiten. Zum Glück gab es die Filme Wild Style!, Beat Street und Style Wars auf VHS-Kassetten. Wir haben die Teile kopiert und dann flimmerten bewegte Hip-Hop Bilder aus den USA über unsere Röhrenfernseher. Wer bereits im Besitz einer Satellitenschüssel war, der konnte Rap-Videos im Musikfernsehen sehen, damals war die Zeit von VIVA und MTV.


Wir haben wichtige Accessoires wie Hoodies, Adidas Superstars, Fat Laces und den Edding 850 im MZEE Mailorder-Katalog bestellt. Einmal im Monat sind wir nach Gießen gefahren, wo es auch dank einer amerikanischen Kaserne einen Plattenladen gab, das Downtown Records. Und wenn unser Taschengeld reichte, dann ging’s mit der ganzen Crew per Zug am Wochenende auf eine Jam. Bei diesen Events sind auf magische Weise alle Disziplinen der Hip-Hop-Kultur zusammen gekommen. Wir waren sowas von geflasht!



Zwei Menschen mit Ghettoblastern
Ein "authentisches" Pressefoto ;)

2000-2010: Hip-Hop bedeutet Selbermachen


Ich wollte mitmachen! Zuerst habe ich Graffiti gezeichnet und gesprüht, dann habe ich Songtexte geschrieben und gemeinsam mit Freunden in diversen Bands Demotapes produziert. Das Texten und Rappen wurde schnell der wichtigste kreative Ausdruck in meinem Leben, insgesamt habe ich 15 Jahre lang Reime und Songs geschrieben. Du findest Alben meiner Band Dachstube bei Spotify und Apple Music sowie eine EP meiner Band YEPPA auf Soundcloud.


Wir haben Musikvideos gedreht, sind aufgetreten, haben Jams organisiert und unsere Musik in Eigenregie gepresst und veröffentlicht. Hip-Hop bedeutet Selbermachen. Wir haben uns ausprobiert und einfach gemacht. Unser Song Express hat sich ganze acht Wochen auf Platz 1. der SWR DASDING Netzparade gehalten. Durch diesen Erfolg konnten wir die gesamte Auflage von 1000 CDs unseres ersten Albums verkaufen. Mit der Zeit trennten sich die Wege. Umzüge und neue Lebensabschnitte wirkten auf die jugendliche Leichtigkeit und den Team-Spirit.



Steffen isst einen Apfel beim Videodreh in Bonn
2004 beim Musikvideodreh in Bonn.



2010-2020: Ich bin und bleibe Fan


Die letzten Songs hab ich 2013 unter dem Namen YEPPA gemeinsam mit einem Kölner Freund veröffentlicht, also vor 10 Jahren! Doch in meiner Wohnung in Berlin steht immer noch der Plattenspieler, den ich mir mit 18 Jahren gekauft habe, nachdem ich zwei Jahre gespart hatte. Die Schallplatten habe ich auch noch. Ich gehe immer noch auf Rap-Konzerte und bleibe dank Podcasts, Audio-Streaming und HHV up to date. Laut Spotify liefen diese Deutschrap-Songs 2022 bei mir auf Heavy Rotation.


Mich interessiert, wie Hip-Hop sich verändert, wie diese Kultur und ihre Künstler*innen sich immer wieder neu erfinden und weiterentwickeln. Hip-Hop ist fresh und innovativ und ich bin immer noch ein großer Fan.



Die YEPPA EP Funken als Vinyl
Die YEPPA Funken EP von 2013



Wie Hip-Hop mich und meine Arbeitsweise prägt


Überall in meinem Werdegang spüre ich den Einfluss von Hip-Hop. Das kreative Mindset dieser Kultur prägt meine Entscheidungen und meine Arbeitsweise. Wenn ich heute als Strategic Designer und Teamentwickler Kreativprozesse plane, moderiere und coache, dann spüre ich deutlich den MC (Master of Ceremonies) in mir. Ich stehe im Workshop mit Cap und Kapuzenpullover am Whiteboard vor dem Team. Das geschriebene und gesprochene Wort ist der wichtigste Ausdruck in meinem Leben. Durch Sprache bringe ich Klarheit und Struktur in die Herausforderungen meiner Auftraggeber*innen.


Hip-Hop erzählt kreativ authentische Geschichten aus ungewohnten Perspektiven. Auch in meinen Projekten erarbeite ich mit den Teams neue Sichtweisen und eröffne einen Raum für Kreativität, in dem neue Ideen und Lösungen entstehen können. Im Hip-Hop geht es um Improvisation mit den zur Verfügung stehenden Mitteln, es wird gesamplet, gefreestylet und geremixt. Und genau diese Arbeitsweise kultiviere ich auch in meinen Workshops, wenn Prototypen entstehen und Ideen getestet werden.


Ich platziere Lines aus Rap-Songs auf meinen Slides und improvisiere wie damals bei unseren Freestyle-Sessions, wenn etwas Unerwartetes passiert und die Agenda aus dem Ruder läuft. Ich liebe meine Rollen und genieße den Flow, der beim Arbeiten entsteht.



Top 5: Das habe ich von Hip-Hop gelernt


  • Fang einfach an! Starte heute. Erarbeite einen ersten Prototypen mit den Mitteln die dir zur Verfügung stehen. Nur wer anfängt findet heraus, ob es funktioniert und ob es auch Andere begeistert.

  • Sample & Remix: Bedien dich und entwickle weiter! Lass dich nicht durch bestehende Modelle, Konzepte und Regeln einschränken. Bediene dich bei Anderen, übernimm was dich begeistert, was für dich Sinn ergibt, und entwickle darauf aufbauend dein eigenes Konzept. Viele neue Ideen sind ein Remix von Bestehendem.

  • Im Team bist du kreativer! Suche und finde die für dich und deine Vision passenden Kompliz*innen. Prüfe, welche Kompetenzen und Fähigkeiten dir fehlen und begeistere Menschen mit diesen für deine Projekte.

  • Such dir Mentor*innen und lerne von diesen! Du musst nicht jeden Fehler oder jede Erkenntnis selber machen. Spar dir Zeit, indem du von anderen Menschen und deren Erfahrungen lernst. Schaffe dir ein kreatives Umfeld und inhaliere die Kreationen. Frag dich: Wie würde meine Mentor*in die Herausforderung lösen?

  • Geh raus und zeige dich! Niemand möchte auf ein Live-Konzert verzichten und die Band stattdessen im Online-Stream sehen. Die Magie entsteht im echten Leben. Aus diesem Grund moderiere ich die wichtigsten Phasen von Kreativprozessen und Workshops in Präsenz. So entstehen die besten Ergebnisse sowie nachhaltige und besondere Verbindungen im Team. Geh raus, zeig dich, sprich mit den Menschen, inspiriere und werde inspiriert!


Wenn du jetzt Lust auf mehr Hip-Hop-Geschichte bekommen hast, dann schau dir diese Serien an: Hip-Hop-Evolution, The Rise of Graffiti Writing sowie Dichtung und Wahrheit. Sehr lesenswert ist außerdem das 2021 erschienene Buch Erfolgsformel Hip-Hop von Philipp Böndel und Tobias Kargoll.


Fotos: Titel Milos Djuric, Blaster Jozef Kubica und Videodreh Holger Sommerlad.


Du suchst einen freshen Coach oder Moderator? Dann lass mal quatschen.

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