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Steffen Sommerlad

Purpose-Guide: Bedeutung, Workshop-Methoden und Template


Eine Frau mit einem Kompass in der Hand
Ein Purpose verbindet und stiftet Sinn.

Ein authentischer Purpose verbindet, motiviert und stiftet Sinn sowie Identität. Es gibt also gute Gründe, als Organisation, Team oder Individuum einen Purpose zu definieren. Purpose lässt sich übersetzen mit: Zweck der Existenz, Daseinsgrund oder Bestimmung. Ähnlich wie eine Vision, Mission oder Werte schafft der Purpose Klarheit über die eigene Tätigkeit. Zudem leitet er bei der Definition und Auswahl von strategischen Schritten. In diesem Artikel erkläre ich den Begriff Purpose, nenne ein Purpose-Beispiel, stelle effektive Methoden für die Entwicklung im Rahmen eines Workshops vor und biete ein kostenfreies Purpose-Template zum Download an.


Inhaltsverzeichnis:



1. Ein echter Purpose ist mehr als Marketing


Kommunikationsagenturen besetzen immer wieder Marken und Organisationen mit Trend-Themen wie Nachhaltigkeit und Geschlechterdiversität. Oft besteht in diesen Unternehmen allerdings kein echtes Interesse an diesen Themen und die Unternehmenskultur weist keine Historie oder Verhaltensweisen auf, die mit diesen Werten verbunden sind. Es handelt sich in diesen Fällen um reines Marketing, um einen Versuch, die Marke oder das Image mit gesellschaftlich relevanten Themen aufzuwerten und so die Aufmerksamkeit bzw. Sichtbarkeit zu erhöhen. Man spricht in diesen Fällen z. B. von Green- und Pinkwashing.


Auch der Purpose wird im Marketing gerne inszeniert und instrumentalisiert, um besonders bei einer jungen Zielgruppe die Identifikation mit einer Organisation positiv zu beeinflussen und so die Mitarbeitenden zu mehr Leistung im Namen des Purpose zu motivieren. In sozialen Berufen lässt sich schon lange beobachten, dass Menschen besonders dann bereit sind, eine niedrigere Bezahlung und Überstunden zu akzeptieren, wenn sie etwas Gutes tun. Auch Startups machen sich dieses Phänomen zu nutzen, wenn sie eine coole, familiäre und auf Gemeinschaft ausgerichtete Unternehmenskultur versprechen.



2. Ein echter Purpose gibt Auskunft über den gesellschaftlichen Nutzen


Um sicherzustellen, dass der Purpose einer Organisation wirklich Bedeutung hat und bei zukünftigen Entscheidungen eine Rolle spielt, muss er aus dem Alltag des Unternehmens heraus entwickelt werden. Dabei ist es entscheidend, dass er eine klare Antwort auf die Frage gibt: Was ist der gesellschaftliche, soziale oder ökologische Nutzen einer Organisation? Ein authentischer Purpose ist also kein leeres Versprechen, sondern eine Intention, die die Organisation prägt und ihre Ausrichtung maßgeblich beeinflusst. Der Purpose zeigt, dass eine Organisation Verantwortung übernimmt und bereit ist, einen Beitrag zur Zukunft zu leisten. Ein echter Purpose wird nicht instrumentalisiert, um Mitarbeitende zu manipulieren.


Purpose bedeutet, den Zweck einer Organisation im größeren Zusammenhang zu verstehen und den Blick auch nach außen zu richten. Der Purpose kann sich zum Beispiel auf eine der folgenden Herausforderungen beziehen: Klimakrise, Umweltverschmutzung, Artensterben, Wertewandel, Sinnkrise, Klassengesellschaft, Rassismus, Armut, Gentrifizierung oder demografischer Wandel. Durch diese Aufzählung wird klar, dass es viel Spielraum und eine dringende Notwendigkeit gibt, durch die Definition eines Purpose den eigenen gesellschaftlichen Nutzen zu reflektieren und bewusst zu gestalten.


Die wichtigsten Fragen zur Klärung des Purpose lauten also: Welche konkrete gesellschaftliche Verantwortung wird von einer Organisation übernommen? Durch welchen Beitrag oder welches Verhalten wird die Situation zukünftig positiv beeinflusst?

3. Der Unterschied zwischen Purpose, Vision und Mission


Damit ein Purpose-Workshop gelingt, ist es wichtig, dass die Beteiligten sich zu Beginn auf eine einheitliche Begriffsdefinition verständigen und den Purpose von den oft im Kontext benutzten Begriffen Vision und Mission abgrenzen können. Wie bereits erklärt, beschreibt der Purpose, in welcher Form die Tätigkeit eines Teams bzw. einer Organisation auf die Herausforderungen unserer Zeit eingeht und zu deren Lösung beiträgt. Im Gegensatz zum Purpose beschreibt die Vision ein inspirierendes und erstrebenswertes Zielbild in der Zukunft und die Mission die konkreten Aufgaben bzw. den Auftrag auf dem Weg zur Erfüllung dieser Vision. Vision und Mission unterstützen dabei, den Purpose in ein passendes Zielbild sowie konkrete Handlungen zu übersetzen. Damit der Unterschied deutlicher wird, beschreibe ich beispielhaft den Purpose, die Vision und die Mission von mir selbst, dem Coach, Moderator und Teamentwickler Steffen Sommerlad:


  • Purpose (Was ist mein Beitrag zu einer lebenswerten und regenerativen Gesellschaft? Der Purpose beschreibt den gesellschaftlich relevanten Zweck oder Nutzen meiner Tätigkeit.): Mein Purpose besteht darin, Menschen, Teams und Organisationen dabei zu unterstützen gesunde (psychisch, sozial, ökologisch) Arbeitssituationen und Beziehungen zu gestalten.

  • Vision (Wie stelle ich mir das Zielbild vor, welches entsteht, wenn ich auf meiner Mission erfolgreich bin?): In meiner Vision gehen alle Menschen einer erfüllenden Tätigkeit nach, die zu ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen passt.

  • Mission (Wie setze ich meine Vision um? Was mache ich jeden Tag? Die Mission beschreibt meinen Auftrag bzw. konkrete Aufgaben und Themen.): Meine Mission besteht darin, Menschen und Teams (durch Coachings, Workshops und Organisationsentwicklung) dabei zu unterstützen, ihre individuellen Bedürfnisse und kollektiven Ziele zu verstehen und klare nächste Schritte zur Umsetzung zu definieren.



4. Effektive Methoden für einen Purpose-Workshop


Im Folgenden empfehle ich ausgewählte Methoden, die dich und dein Team dabei unterstützen, einen authentischen und sinnstiftenden Purpose zu entwickeln. Im Idealfall kommst du mit einem multidisziplinären Team im Rahmen von einem effektiven Workshop zusammen, um gemeinsam an einem Purpose zu arbeiten. Ich moderiere diese Art von Workshops seit vielen Jahren und meine Erfahrung hat gezeigt, dass es sinnvoll ist, mehrere Bearbeitungstermine mit etwas Zeit dazwischen einzuplanen, um einen wirklich authentischen und ganzheitlichen Purpose zu entwickeln. Sei realistisch und erwarte nicht zu früh ein fertiges Ergebnis. Es lohnt sich außerdem, den Purpose einmal im Jahr mit deinem Team zu prüfen und in Bezug auf gesellschaftliche, soziale und ökologische Veränderungen anzupassen. Es geht schließlich um einen sinnvollen Beitrag zur Gesellschaft, und dieser kann sich verändern, wenn neue Herausforderungen auftreten.


  1. Golden Circle: Der Golden Circle ist ein von Simon Sinek entwickeltes Denkmodell. Es fragt nach dem WHY? (Der höhere Sinn der Organisationstätigkeit: Warum machen wir das, was wir tun?), dem HOW? (Das Besondere am eigenen Vorgehen: Wie machen wir das, was wir tun? Was machen wir dabei anders als andere?) und dem WHAT? (Die konkrete Dienstleistung bzw. das Produkt: Was genau bieten wir an, welche Produkte oder Dienstleistungen?) einer Organisation. Simon Sinek rät explizit dazu, beim WHY zu starten, erst dann das HOW und abschließend das WHAT zu beantworten. Als Workshop-Methode eignet sich der Golden Circle besonders für eine erste Sensibilisierung des Teams in Richtung Purpose. Die wichtigste Erkenntnis dabei: Geld verdienen, Gewinn maximieren oder Rendite steigern sind keine sinnstiftenden Antworten auf die Frage nach dem WHY.

  2. Purpose-Turnier: Ein Purpose-Turnier ist eine effektive Methode, um in einem Team den gemeinsamen Purpose zu definieren. Entwickelt wurde sie vom Neue Narrative Team, in diesem Blog-Artikel findest du die ausführliche Beschreibung. Die Methode nutzt klassische Brainstorming-Prinzipien und geht sehr strukturiert und integrativ unter Berücksichtigung diverser Stakeholder vor. Mehrere kleine Teams erarbeiten zu Beginn einen Purpose-Prototypen. Im nächsten Schritt stellen sich dann jeweils zwei Teams gegenseitig ihre Entwürfe vor und integrieren diese zu einem neuen Prototypen. Je nach Teamgröße führen mehrere Integrationsrunden am Ende zu einem gemeinschaftlich entwickelten Team-Purpose. Besonders bei dieser Methode empfehle ich eine erfahrene Person in der Moderationsrolle, die bereits Purpose-Prozesse begleitet hat.

  3. Dragon Dreaming: Dragon Dreaming unterstützt dich in Form von vier Phasen (Träumen, Planen, Handeln und Feiern) dabei, in deiner Projektentwicklung die Faktoren persönliches Wachstum, Förderung der Gemeinschaft und den Dienst an der Erde zu integrieren. Zuerst wird im Rahmen einer Traumphase uneingeschränkt von einer positiven Zukunft geträumt. Die Ergebnisse werden dann in einer Planungsphase spielerisch sortiert, ausgewählt und konkretisiert. Dann folgt die Handlungsphase, in welcher ein detaillierter Projektplan mit Aufgaben und Verantwortungen entsteht, der dich und dein Team in klaren Schritten in Richtung der gemeinsamen Vision leitet. Sobald das Projekt erfolgreich abgeschlossen ist, wird in der letzten Phase gemeinsam der Erfolg gefeiert. Die Teammitglieder wertschätzen sich gegenseitig durch Feedback und Dankbarkeit und ziehen wertvolle Erkenntnisse für die nächste Projektarbeit.

  4. LEGO® Serious Play®: Die Arbeit an einem Purpose wird von Teams oft als abstrakt und deshalb herausfordernd empfunden. Eine besondere Möglichkeit, die bestehenden Zusammenhänge und Einflüsse (gesellschaftlich, sozial, ökologisch) im Raum sichtbar zu machen, bietet LEGO® Serious Play® (LSP). Spielerisch und mit den Händen entstehen aus einfachen LEGO® Steinen visuelle und kommunikative Modelle und Landschaften, die vieles (be)greifbarer machen, als wenn es nur sprachlich oder schriftlich vorliegt. Im Spiel und durch den Einsatz der Hände offenbaren sich zudem weitere und tiefere Erkenntnisse, die wertvoll für ein ganzheitliches Verständnis der Situation sind.



5. Tipps zur Entwicklung eines Purpose


  1. Führe zu Beginn eine Begriffsklärung mit deinem Team durch. Was bedeutet der Begriff Purpose? Was bedeutet er für uns als Team und für die Organisation, auf welche Definition einigen wir uns?

  2. Gewinne mit deinem Team Klarheit über die Ziele, welche ihr durch die Definition eines Purpose verfolgt. Wozu benötigen wir als Team oder Organisation einen Purpose? Welche Ergebnisse und Vorteile erwarten wir durch die gemeinsame Definition eines Purpose?

  3. Integriere diverse Perspektiven in den Entstehungsprozess durch ein multidisziplinäres Team, um so ein ganzheitliches Ergebnis zu fördern. Optional kannst du auch Interviews mit Partner*innen und Kund*innen führen, um noch mehr herauszufinden.

  4. Begreife die Entstehung des Purpose als inspirierende Erkenntnisreise, bei der ihr den Blick von innen nach außen richtet. Plane genug Zeit ein und erwarte nicht zu schnell einen fertigen Purpose.

  5. Prüfe den Purpose zukünftig in regelmäßigen Abständen mit deinem Team, z. B. im Rahmen eines jährlichen Strategie-Workshops, einer Klausurtagung oder Teambuildings und passe ihn an veränderte gesellschaftliche und ökologische Herausforderungen an. So bleibt deine Organisation am Puls der Zeit und kann den eigenen Beitrag zu dieser Welt immer wieder bewusst anpassen.


In diesem Artikel erläutere ich den partizipativen Entwicklungsprozess eines Corporate Purpose für eine gesamte Organisation.



Ein Template zur Definition des persönlichen Purpose
Das kostenfreie Purpose-Template.

6. Kostenfreies Purpose-Template


Diese Theorie ist ein guter Anfang, doch um das Thema Purpose optimal zu verstehen, ist es sinnvoll, direkt auch praktisch damit zu arbeiten. Deshalb biete ich an dieser Stelle ein einfaches und kostenfreies Purpose-Template zum Download an, welches dich dabei unterstützt, einen persönlichen Purpose-Entwurf zu definieren. Nutze diese Reflexion, um Erkenntnisse über dich zu gewinnen und um in Zukunft anderen das Thema anhand eines greifbaren Beispiels besser erklären zu können.




Du suchst einen Coach und Moderator für die Entwicklung eines Purpose? Dann melde dich für ein kostenfreies Beratungsgespräch.





Titelfoto von Ali Kazal auf Unsplash

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