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Steffen Sommerlad

Tutorial: Entwickle deine Jobvision und die passenden Future Skills


Ein Mann schreibt in ein Buch
Das kostenfreie Template findest du am Artikelende.

Viele Menschen sind unzufrieden im Job. Es gibt Möglichkeiten, das zu ändern! Für eine bewusste Verbesserung ist es wichtig, die eigene Jobvision zu kennen. In diesem Artikel erkläre ich, wie du diese entwickelst, die dazu passenden Future Skills definierst und motivierend in Form von SMART Zielen konkretisierst. Ein kostenfreies Template unterstützt dich bei der Ausarbeitung.


Dieser Artikel richtet sich an Angestellte, die ihre Rolle und Aufgaben im Unternehmen verändern möchten, an Mitarbeiter*innen, die auf der Suche nach einem neuen Job in einem anderen Unternehmen sind und an Menschen, die zukünftig selbstständig arbeiten möchten.


70 % machen Dienst nach Vorschrift


Wenn du unzufrieden mit deiner beruflichen Situation bist, dann geht es dir wie vielen anderen. Die folgenden Ergebnisse aus Studien zur Mitarbeiterzufriedenheit (Gallup, Hokify, DGB, HDI, Indeed und Stepstone) habe ich 2020 im Artikel „Straight Outta Office” des Magazins t3n gelesen:


  • 70 % der Mitarbeitenden machen Dienst nach Vorschrift. Sie machen nur das Allernötigste, um keine Kündigung zu riskieren.

  • Nur 15 % der Mitarbeitenden fühlen sich mit der Organisation verbunden, für die sie arbeiten.

  • Die häufigsten Gründe für einen Jobwechsel sind niedriges Gehalt, fehlende Aufstiegsmöglichkeiten und Probleme mit dem*r Vorgesetzten.


Zudem sind mir in Gesprächen und Coachings in den letzten Jahren immer wieder die gleichen Themen und Herausforderungen zu Ohren gekommen. Menschen wünschen sich mehr Wertschätzung im Arbeitskontext, eine konstruktive Feedback-Kultur, weniger Belastung, mehr Verantwortung, Nachhaltigkeit, Gestaltungsspielraum, Sinn und Flexibilität.


Auch das im Januar 2023 erschienen Buch „Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten?” von Sara Weber macht deutlich, wie wichtig eine neue Herangehensweise an das Thema Arbeit für unsere gesellschaftliche Zukunft ist. Arbeit nimmt noch immer einen großen Teil im Leben der meisten Menschen ein. Und vielen geht es nicht gut mit dieser Arbeit. Es wird Zeit, Arbeit erfüllender, individueller und flexibler zu gestalten, denn in vielen Branchen und Positionen ist das möglich und sinnvoll.



Hast du Lust auf einen Job, der besser zu dir passt?


Die Möglichkeiten, einen neuen Job zu finden, deinen aktuellen Job zu verbessern oder einen neuen Job nach deinen individuellen Vorstellungen zu gestalten, waren noch nie so vielfältig wie heute. Fast alle Organisationen haben vakante Stellen und suchen aktiv nach neuen Mitarbeitenden. Die Offenheit für branchenfremde Quereinsteiger*innen ist groß und das Verständnis für die Bedürfnisse der Generationen Y und Z, für Home-Office, Sinn, Gleitzeit und 4-Tage-Woche, nimmt zu.


Auch für Selbstständige bieten sich Potenziale. Die aktuellen Herausforderungen und Trends, z. B. Digitalisierung und Nachhaltigkeit, fördern die Entstehung von neuen Dienstleistungen, Tätigkeitsfeldern und Jobprofilen. Es gibt zudem ein riesiges Angebot an Weiterbildungs- und Qualifizierungsmöglichkeiten. Doch wie und wo fängst du am besten an, bei so vielen Möglichkeiten, deine berufliche Zukunft bewusst zu gestalten?


Im Folgenden beschreibe ich, wie du in drei Schritten mehr Klarheit gewinnst. Im ersten Schritt entwickelst du deine berufliche Vision, im Anschluss definierst du die entsprechenden Future Skills und konkretisierst diese schließlich, indem du motivierende und realistische SMART Ziele formulierst.


Bevor wir loslegen noch ein wichtiger Gedanke zum Thema Traumjob: In vielen Bereichen des Lebens gibt es Phasen, in denen es mal besser und mal schlechter läuft. Auch ein sogenannter „Traumjob” wird Aufgaben und Momente mit sich bringen, die dich nerven oder dir weniger liegen. Dieser Artikel unterstützt dich dabei, eine klare berufliche Vision zu entwickeln, die dich motiviert und Veränderungspotenziale thematisiert. Es wird in Zukunft immer wieder Phasen geben, in denen du deine Ziele prüfen und verändern wirst. Einen Traumjob zu gestalten ist eine lebenslange Aufgabe.


Schritt 1: Entwickle deine inspirierende Jobvision


Als Grundlage für eine Jobvision ist es sinnvoll, zuerst Klarheit über deine aktuelle Situation zu gewinnen. Das japanische Ikigai-Modell (ikigai = Lebenssinn, bzw. „Das, wofür es sich zu leben lohnt.”) bildet mit den vier Bereichen Begeisterung, Können, Lebensunterhalt und Beitrag, die Grundlage für diese Reflexion. Nimm dir Zeit, um die folgenden Fragen zu beantworten:


Eine grafische Darstellung des Ikikai-Modells.
Das japanische Ikigai-Modell.

  • Deine Begeisterung: Was machst du wirklich gerne? Welche Tätigkeiten und Aufgaben erfüllen dich?

  • Dein Können: Worin bist du wirklich gut? Was sind deine Stärken, Talente und Kompetenzen?

  • Dein Lebensunterhalt: Womit kannst du Geld verdienen? Wie viel Geld benötigst du tatsächlich für ein gutes und erfülltes Leben?

  • Dein Beitrag: Was braucht die Welt? Welchen sinnvollen Beitrag leistest du (ökologisch, sozial, gesellschaftlich)?

  • Persönliche Bedingungen: Welche persönlichen Bedingungen verbindest du mit deinem Traumjob? (Zum Beispiel deine Werte, Sicherheit, Selbstständigkeit, die Arbeit im Team, kurze Arbeitswege, Ortsunabhängigkeit, Home-Office, Aufstiegschancen, Status, Weiterbildung, Abwechslung, familienfreundliche Arbeitszeiten)


Hast du bereits neue Erkenntnisse durch die Beantwortung der Fragen gewonnen? Hat dich etwas überrascht oder ist dir klar geworden, dass du auf eine Frage keine klare Antwort geben konntest? Das ist kein Problem, du kannst deine Antworten in den nächsten Tagen immer wieder prüfen und überarbeiten. Aufbauend auf den Erkenntnissen definierst du nun deine mutige Jobvision. Sei dabei kreativ und visionär, denke lieber größer als zu klein und ca. 5–10 Jahre in die Zukunft. So entsteht Spielraum für langfristige Entwicklung. Gehe bei deiner Vision mindestens auf deine Tätigkeit bzw. Aufgaben, deine Werte und deine wichtigsten Bedingungen ein.


Beispiel für eine Jobvision:

Als Designer unterstütze ich regenerativ wirtschaftende Organisationen dabei, ihre Dienstleistungen und Produkte klar und verständlich für ihre Zielgruppen zu kommunizieren. Dabei ist mir wichtig, dass ich genug Zeit und Ressourcen für meine Familie habe, deshalb arbeite ich 4 Tage pro Woche und 80 % der Zeit flexibel im Home Office. Ich verdiene mindestens 60.000 Euro netto im Jahr. In fünf Jahren arbeite ich selbstständig und habe zu 50 % englischsprachige Kunden in ganz Europa.



Schritt 2: Definiere die passenden Future Skills


Hast du eine inspirierende Jobvision definiert? Wenn ja, dann hast du jetzt eine Richtung für dich und deine zukünftige Arbeit. Ab sofort gibt es einiges zu tun, um diese Vision Tag für Tag Realität werden zu lassen. Als nächstes prüfst du, ob du bereits über die Kompetenzen und Fähigkeiten verfügst, die du für deine zukünftige Tätigkeit benötigst. Falls nein, dann wirst du diese Future Skills definieren. Möchtest du z. B. internationaler arbeiten, dann ist es wichtig, die entsprechende Sprache zu lernen. Möchtest du konkrete Kompetenz- und Wissensbereiche erschließen, dann ist es wichtig, die passenden Bücher zu lesen, Fortbildungen zu besuchen oder ein Studium zu absolvieren. Möchtest du praktische Erfahrungen in einem neuen Bereich machen, dann ist ein erstes Projekt in diesem Umfeld ein sinnvoller Schritt. Welche Future Skills kannst du direkt aus deiner Vision ableiten?


Beispielhafte Future Skills für die oben genannte Jobvision:

  • Englisch für die internationale Kommunikation

  • User Research für die nutzerzentrierte Kommunikation

  • Wissen über regeneratives Wirtschaften, um einen tieferen Einblick und ein besseres Verständnis für die Kommunikationsinhalte zu entwickeln


Eine grafische Anordung von Future Skills
Future Skills des 21. Jahrhunderts

Neben Fähigkeiten, die sich unmittelbar aus deiner Jobvision ableiten lassen, gibt es eine Reihe von weiteren Zukunftsfähigkeiten wie z. B. systemisches Denken, Selbstmanagement und Co-Kreation. Diese Future Skills werden besonders im Kontext der Herausforderungen des 21. Jahrhunderts genannt und bilden die Grundlage, um gemeinsam eine positive und lebenswerte Zukunft zu gestalten. Im Buch „Future Skills Navigator” von Arndt Pechtstein & Martin Schwemmle werden die diversen Future Skills in die vier Kategorien rational, emotional, spirituell und transformational eingeteilt. Zur Verdeutlichung eine Auswahl der dort genannten Future Skills für das 21. Jahrhundert:


  • Rational: systemisches Denken, Kommunikation, Kollaboration und Teamarbeit, Selbstmanagement

  • Emotional: Empathie, Achtsamkeit, Selbsterkenntnis, Beziehungsaufbau- und pflege

  • Spirituell: Wertschätzung, Vision, Sinn und Nachhaltigkeit

  • Transformational: Co-Kreation, Organisationsentwicklung, Innovation und Improvisation


Stelle dir jetzt vor, dass du bereits in deinem Traumjob arbeitest und reflektiere, welche Kompetenzen und Fähigkeiten du für deine zukünftige Rolle und die damit verbundenen Aufgaben benötigst. Überlege zuerst, welche klassischen Fähigkeiten und Wissensbereiche du erschließen möchtest und prüfe dann, welche Future Skills für das 21. Jahrhundert (rational, emotional, spirituell und transformational) zu deiner Vision passen. Erstelle abschließend eine Liste mit deinen wichtigsten Future Skills und bringe diese in eine chronologische Reihenfolge: Womit kannst du bereits nächste Woche starten? Welche Fähigkeit baut auf anderen Fähigkeiten auf oder ist erst zu einem späteren Zeitpunkt relevant?



Schritt 3: Konkretisiere deine Future Skills in Form von SMART Zielen


Deine Jobvision und die damit verbundenen Future Skills bilden ab sofort die Grundlage für deine persönliche und berufliche Entwicklung Richtung Traumjob. Um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass du deine Ziele auch wirklich erreichst, empfehle ich dir, diese realistisch, motivierend und messbar zu formulieren. Die vom Unternehmensberater Peter Drucker entwickelten SMART Kriterien helfen dabei. Das Akronym SMART steht für Specific, Measurable, Achievable, Reasonable, Time-bound.


  • Spezifisch: Was genau will ich erreichen? Ziele sollten klar und präzise formuliert sein, um Verwirrung zu vermeiden und eine klare Vorstellung von dem zu haben, was erreicht werden soll.

  • Messbar: Wie überprüfe ich, ob ich das Ziel erreicht habe? Zielsetzungen sollten so formuliert sein, dass Fortschritte objektiv gemessen werden können, sei es durch quantitative oder qualitative Indikatoren.

  • Attraktiv: Möchte ich das Ziel überhaupt erreichen? Ziele sollten anspruchsvoll sein, aber dennoch realistisch und erreichbar. Unerreichbare Ziele könnten Frustration verursachen, während zu einfache Ziele den Anreiz mindern könnten.

  • Realistisch: Kann ich das Ziel mit meinen Mitteln erreichen? Die Ziele sollten in den größeren Kontext passen, sei es in Bezug auf persönliche Werte, Karriereambitionen oder organisatorische Ziele.

  • Zeitgebunden: Wann möchte ich das Ziel erreicht haben? Die Festlegung eines klaren Zeitrahmens hilft, Fokus und Motivation aufrechtzuerhalten.


Formuliere im dritten und letzten Schritt dieses Tutorials drei deiner Future Skills mithilfe der SMART Kriterien greifbar, motivierend und konkret. Lass dich dabei von den Fragen leiten und versuche realistische Ziele zu definieren. Berücksichtige im Idealfall alle fünf SMART Kriterien.


Beispielhaftes SMART Ziel für die Zukunftsfähigkeit „Englisch”:

Damit ich in fünf Jahren sicher und erfolgreich im internationalen Kontext arbeiten kann (Präsentationen halten, frei sprechen, Dokumentationen erstellen, Fachartikel lesen), werde ich in diesem Jahr 6 Monate lang Privatunterricht in Englisch nehmen. In dieser Zeit werde ich 500 neue Wörter aus meinem zukünftigen Arbeitskontext lernen, die wichtigsten Zeiten wiederholen, meine Aussprache trainieren und einmal in der Woche Tagebuch auf englisch schreiben.



Zusammenfassung & Template


Arbeit nimmt einen bedeutenden Platz im Leben vieler Menschen ein, aber ist häufig nicht erfüllend. Zeit für Veränderung! Deine Jobvision und die passenden Future Skills helfen dir zukünftig, deine Bedürfnisse gegenüber Vorgesetzten, Kolleg*innen und Kund*innen klarer zu kommunizieren und umzusetzen. Es gibt im beruflichen Kontext so viel Gestaltungsspielraum wie nie zuvor. Nutze diese Chancen und verbessere deine Arbeitssituation in bewussten Schritten, egal ob du angestellt bist, gerade einen neuen Job suchst oder eine Selbstständigkeit planst.


Abbildung des kostenfreien Templates
Nutze das kostenfreie Template für die Ausarbeitung.


Abschließend empfehle ich dir noch den zum Thema passenden Blogartikel: Sales-Mindset für Designer*innen und Kreative.




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Titelfoto von Finde Zukunft auf Unsplash

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