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Design Thinking vs. Design Sprint: Was ist der Unterschied?




Produktverbesserungen, Innovationen und nutzerzentrierte Dienstleistungen sind unverzichtbar für den Erfolg und die Entwicklung von Organisationen. In diesem Kontext fallen immer wieder die Begriffe Design Thinking und Design Sprint. Was genau bedeuten diese Begriffe? In diesem Artikel erläutere ich den Unterschied und beschreibe, welches Remix-Format ich erfolgreich mit Organisationen durchführe.


Die fortschreitende Digitalisierung und die damit verbundenen Chancen und Risiken wirken katalysierend, viele Unternehmen verspüren einen starken Innovationsdruck. Im Spannungsfeld zwischen jungen, agilen Wettbewerbern und neuen digitalen Geschäftsmodellen suchen sie gezielt nach passenden Methoden, um ihre Produkte zu prüfen und zu verbessern.


Was verbirgt sich hinter Design Sprint und Design Thinking? Wie unterscheiden sich die beiden Ansätze? Wie schnell lassen sich Probleme tatsächlich damit lösen? Ich unterstütze Unternehmen dabei, über den eigenen Tellerrand zu schauen und bestehende Produkte sowie Strategien zu hinterfragen und zu verbessern. Fast immer involviere ich dabei bewusst relevante Nutzer*innenperspektiven, um interne Hypothesen zu verifizieren und echte Bedürfnisse bei der Lösungsfindung zu berücksichtigen.



Was ist Design Thinking?


Design Thinking ist ein Mindset und Framework, hinter dem sich ein Set an etablierten Methoden aus dem nutzerzentrierten Designprozess verbirgt. Es führt fokussiert und nachvollziehbar in die Denk- und Arbeitsweise ein, die Designer*innen schon seit Jahrzehnten erfolgreich einsetzen, wenn es darum geht, Produkte in Bezug auf menschliche Bedürfnisse zu entwickeln. Ein*e gute*r Designer*in ist neugierig, empathisch, stellt relevante Fragen und verifiziert die Ausgangsfrage gründlich, bevor sie*er mit der Lösungsfindung beginnt, viele Ideen entwickelt und diese frühzeitig mit Prototypen kostengünstig testet.


Das Vorgehen nach dem Design Thinking Prozess liest sich so: Kontext verstehen, Nutzerverhalten erkunden, Problem definieren, viele Lösungen entwickeln, wenige Ideen prototypisch umsetzen, diese mit Nutzer*innen testen.

Hasso Plattner und David Kelley hatten die Vision, diese Denk- und Arbeitsweise auch anderen Disziplinen zugänglich zu machen. Aus diesem Grund gibt es Design Thinking im Lehrplan von Stanford und dem HPI in Potsdam. Studierende aller Fachgebiete kommen hier zusammen, um gemeinsam zu lernen, was es bedeutet nicht nur die technischen und wirtschaftlichen Faktoren, sondern den Menschen im Mittelpunkt einer Produktentwicklung zu berücksichtigen. Design Thinking dient im Rahmen dieser Ausbildung als Mittel zur Sensibilisierung für Nutzerbedürfnisse und als Beispiel dafür, dass prinzipiell jede*r im Unternehmen kreativ arbeiten kann, wenn für eine offene und inspirierende Arbeitsatmosphäre gesorgt wird. Es bietet vor allem denen überraschende Erkenntnisse, die nie zuvor menschzentriert gedacht oder gehandelt haben. Außerdem motiviert es dazu, die eigene Arbeitsweise zu hinterfragen und zu verändern.


Im Projektkontext wird Design Thinking eingesetzt, wenn die Organisation noch kein konkretes Problem, keine spezifische Herausforderung, definiert hat. Mit Hilfe von Design Thinking können grundsätzliche Erkenntnisse über die Kundinnen gesammelt werden, um anschließend auf Basis der ermittelten Bedürfnisse Lösungen zu finden. Wunschziel ist die radikale Innovation, d.h. ein neues und brauchbares Produkt oder eine Dienstleistung. Ein großer Bestandteil des Design Thinking Projektes ist deshalb eine intensive User Research-Phase, das Erkunden und Verstehen von Nutzerinnen und ihrem Verhalten.


Grundsätzlich ist Design Thinking also eine Sammlung von Werkzeugen aus dem nutzerzentrierten Design. Bei jedem Projekt besteht die Herausforderung vor allem darin, bewusst die Methoden aus dem Framework auszuwählen, die am besten zum Projektrahmen und den gewünschten Ergebnissen passen. Die Projektlänge und die Workshop-Agenda sind variabel und werden je nach Herausforderung individuell konzipiert. Für die Planung von Design Thinking Projekten und die Auswahl der Methoden ist deshalb vor allem Erfahrung nötig. Design Thinking ist keine schnelle Blaupause für die Durchführung von kurzfristigen Innovationsprojekten.



Design Sprint Tools
Design Sprint Tools (Foto von Jeremy Bishop auf Unsplash)


Was ist ein Design Sprint?


Der Design Sprint ist ein Prozess, eine klare und strukturierte Vorgehensweise, wie man mit einem Expertinnenteam innerhalb von einer Woche Lösungen für ein spezifisches Problem erarbeitet und diese im letzten Schritt mit echten Nutzerinnen validiert. Im Gegensatz zum Design Thinking ist beim Sprint die Herausforderung sehr präzise. Sie wird zu Beginn im Rahmen der Team-Synchronisation verifiziert und gegebenenfalls modifiziert. Das Handlungsfeld ist oft die Verbesserung oder Weiterentwicklung eines Produktes oder Produktbestandteils. Ziel ist nicht die radikale, sondern eine inkrementelle Innovation. Anders als beim Design Thinking wird keine User Research, z.B. in Form von Nutzerinterviews, zu Beginn des Sprints durchgeführt, die Kundinnen werden erst am letzten Tag, beim Nutzertest, involviert.


Jake Knapp hat den Design Sprint für Google Ventures entwickelt, um firmenintern im Expertenteam schnell, unabhängig und effektiv Lösungen für spezifische Probleme zu finden. Das vorhandene Wissen und die persönliche Erfahrung der Teilnehmenden bilden die Handlungsgrundlage für die Überprüfung der Herausforderung sowie die Erarbeitung von Lösungen.

Im Gegensatz zum Design Thinking gibt es bei dem auf fünf Tage angelegten Design Sprint für jeden Tag eine präzise Agenda. Kürzere Formate sind möglich, wenn Teile des Prozesses komprimiert werden.


Der Design Sprint ist eine nachvollziehbare und klare Workshop-Anleitung mit folgendem Ablauf: Herausforderung verstehen und modifizieren, Lösungsansätze finden, die besten Lösungen auswählen, Prototypen bauen, mit Nutzer*innen testen.


Meine Methode: Ich nutze einen Remix aus beidem


Beide Ansätze haben Stärken und Schwächen – aus diesem Grund nutze ich einen Remix. Bei der Projektplanung und der Agenda orientiere ich mich am Design Sprint. Der Ablauf und die klar definierten Tagesziele helfen mir und dem Projektteam, den eigenen Fortschritt einzuschätzen und mit einem produktiven Gefühl in den Feierabend zu gehen. In vielen deutschen Unternehmen ist es zudem schwierig, ein Team für fünf Tage am Stück zu mobilisieren, deshalb breche ich das fünftägige Format auf zwei oder drei Wochen auf. Diese Strategie hat einen weiteren Vorteil: das Team kann in den teils mehrtägigen Pausen zwischen den Workshops weiter am Prototyp arbeiten oder Nutzer*innen für den abschließenden Test akquirieren.


Jake Knapp beschreibt Faktoren, die entscheidend für das Gelingen eines Design Sprints sind: Am wichtigsten ist die Auswahl der Teilnehmenden. Es sollten Mitarbeiter*innen involviert werden, die an verschiedenen Stellen mit dem Produkt in Kontakt kommen und so vielseitige Perspektiven einbringen. Ergänzend ist die Teilnahme von 1-2 Designer*innen wichtig, die für die Umsetzung von überzeugenden und testtauglichen Prototypen verantwortlich sind. Falls intern keine Designkompetenz zur Verfügung steht, weil es z.B. keine Designabteilung gibt, empfehle ich die Akquise von geeigneten Externen.


Nach der Team-Synchronisation involviere ich – mit Hilfe von Design Thinking Methoden – Kund*innen des Unternehmens, um die internen Hypothesen und die definierte Herausforderung zu prüfen. Das ist ein wichtiger Erkenntnismoment, der die eingeschlagene Richtung bestätigt oder in Frage stellt. Bisher hat diese Projektphase immer zu wertvollen Erkenntnissen geführt – vorausgesetzt es handelt sich um echte Kund*innen und nicht um oberflächlich durch eine Marktforschungsagentur akquirierte Probanden. Das Team führt z.B. Live- und Telefoninterviews durch oder ausgewählte Stakeholder führen Tagebuch. Die Ergebnisse werden anschließend im Workshop ausgewertet. Wenn am Ende des Prozesses Prototypen gebaut und Nutzertest durchgeführt werden, ergänze ich den Design Sprint nochmals um passende Methoden aus dem Design Thinking. Im Anschluss an den Workshop entsteht eine nachvollziehbare Dokumentation mit allen Erkenntnissen aus der User Research Phase sowie dem qualitativem Testergebnis und klaren Handlungsempfehlungen für das weitere Vorgehen.



Mein Fazit: Design Thinking vs. Design Sprint


Je diffuser eine Herausforderung ist, desto stärker lohnt sich die Einbindung von User Research Elementen, wie sie im Design Thinking Framework enthalten sind. Ist das Projektziel präzise, dann ergibt eine Orientierung am Design Sprint Sinn. Es kann ausreichen, die Nutzer*innen erst im abschließenden Test zu involvieren, sollen jedoch interne Hypothesen geprüft werden oder ist das Projektziel eine radikale Innovation, dann empfiehlt sich der frühzeitige Dialog mit ausgewählten Nutzer*innen, um den eigenen Horizont zu erweitern und neue Erkenntnisse zu sammeln.


Ein fundiertes Grundwissen über beide Ansätze bietet eine solide Basis für die Planung von kurz- und langfristigen Projekten. Kombiniert je nach Projektrahmen und internen Möglichkeiten, die für euch passenden Elemente zu einem Remix und validiert das Format. Es gibt kein generisches Erfolgsrezept für die Konzeption eines Workshops oder die Entwicklung von Innovationen. Ich lerne immer noch bei jedem Projekt dazu und optimiere mein Vorgehen anschießend.




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