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Ideenentwicklung: Wie funktioniert die „How Might We”-Methode?


Eine Visualisierung des Templates zur HMW-Methode
How Might We - Methoden Template


Die „How Might We“-Question ist eine Methode, die mit etwas Erfahrung sehr effektiv in der Ideenentwicklung eingesetzt werden kann. In diesem Artikel erkläre ich, wie ich in Workshops und Designprozessen dabei vorgehe und biete ein hilfreiches Template zum kostenfreien Download an. Im weiteren Verlauf nutze ich die deutsche Übersetzung: „Wie können wir“-Frage, oder kurz „WKW-Frage“.



Was ist eine WKW-Frage?


Die WKW-Frage ist eine einfache Methode zur ergebnisoffenen Entwicklung von Ideen und Lösungen, die in den 1970er Jahren von Procter & Gamble entwickelt wurde. Im Designprozess wird die Methode eingesetzt, um Probleme und Herausforderungen als inspirierende Fragen zu formulieren. Die dabei immer gleichen einleitenden Worte „Wie können wir…“ bilden eine ideale Grundlage, um die Frage so positiv, offen und lösungsorientiert wie möglich zu verfassen.



Wann kommt eine WKW-Frage zum Einsatz?


Ich nutze WKW-Fragen in zwei Prozessphasen. Zum Einen direkt zu Beginn eines Projektes, bei der Definition und Prüfung der Herausforderung. Beim ersten Planungstreffen oder im Dialog mit den Beteiligten werden die gewonnenen Erkenntnisse, Probleme und Handlungsmöglichkeiten im Team direkt in kurze WKW-Fragen umformuliert, z. B.: „Wie können wir uns auf Krisen vorbereiten?“, „Wie können wir nachhaltige Produkte entwickeln?“ oder „Wir können wir die Potenziale der Digitalisierung nutzen?“. Das hilft bei der Entwicklung eines gemeinsamen Problemverständnisses und bei der Konkretisierung der Projektherausforderung.


Und zum Anderen, z. B. im Kontext eines Design Thinking Workshops oder Design Sprints, nach der Nutzerrecherche, wenn mit Hilfe von echten Nutzerzitaten konkrete Bedürfnisse erkannt wurden. An dieser Stelle helfen detailliert formulierte WKW-Frage dabei, explizit Lösungen für diese Nutzer*innen zu entwickeln. Im Folgenden gehe ich darauf ein, wie ich diese detaillierten WKW-Fragen bilde.



Wie entsteht eine WKW-Frage?


Jedes Projekt beginnt mit einem Problem. Bereits in der Auftragsklärung wird das Problem von mir als positive Herausforderung formuliert. Mit diesem ersten Vorschlag starte ich in den Workshop und prüfe diesen im Team, bis die Formulierung für alle verständlich, aktuell, relevant und detailliert genug ist. Eine beispielhafte Herausforderung lautet: Wir möchten intern Strukturen und Räume für die Entstehung von Innovationen im Unternehmen schaffen.


Dieses Beispiel beschreibt eine Unternehmensherausforderung mit internen Beteiligten (man kann von einer B2B-Herausforderung sprechen). Natürlich lässt sich die Methode ebenso effektiv und zielführend in einem Projekte mit Fokus auf den Endkunden eines Unternehmens (B2C) einsetzen.


Die optimierte Herausforderung definiert nun den weiteren Projektfokus. Sie ist außerdem ein wichtiges Prüfkriterium für die entstehenden WKW-Fragen. Nehmen wir an, dass im Rahmen einer Nutzerrecherche und in Form von Interviews, folgende Zitate dokumentiert wurden:


„Jeden Monat müssen wir ein neues Tool lernen. Erst Kanban, dann Scrum, jetzt Design Thinking. Ich möchte gerne offen für Neues sein, aber so langsam verliere ich den Überblick darüber wann und wie ich diese Methoden zielführend einsetzen kann.“
„Es gibt da diesen neuen Kreativraum, da muss man sich aber schon 3 Monate im Voraus anmelden, um den nutzen zu können. Und wenn wir mal drin sind, dann geht der Beamer nicht, die Whiteboard-Stifte sind leer und die Fenster gehen nicht auf. Letztens sind wir einfach raus in den Innenhof gegangen, aber das geht ja nur im Sommer.“

Beide Zitate passen zum Fokus der definierten Herausforderung und bieten Potenzial für diverse WKW-Fragen. Beim Formulieren der Fragen beachte ich die folgenden Faktoren.




Drei Tipps für gute WKW-Fragen


  1. Eine gute WKW-Frage nennt eine präzise Zielgruppe. Kennt ihr die Persona-Methode? Deren Ziel ist es eine*n bzw. mehrere relevante Nutzer*innen so detailliert wie möglich zu beschreiben, um dann ganz gezielt Lösungen für diese entwicklen und prüfen zu können. Es ist nicht sinnvoll in der Lösungsentwicklung alle Menschen zu adressieren, das erschwert den Kreativprozess und führt zu generischen Ergebnissen. Auch in einer WKW-Frage definieren wir deshalb eine präzise Zielgruppe. Dieser Fokus erleichtert die Ideenentwicklung. Negativbeispiel: Wie können wir eine ideale Lösung für alle Deutschen entwickeln?

  2. Eine gute WKW-Frage beschreibt ein nutzerzentriertes Problem und nicht dessen Lösung. Eine gute Frage bietet die größtmögliche Offenheit bei der Ideenentwicklung. Um die Ideenvielfalt zu fördern, vermeide ich es bereits Lösungsansätze zu nennen oder suggestiv in eine bestimmte Richtung zu leiten. Negativbeispiel: Wie können wir das Problem mit Hilfe einer Smartphone-App lösen?

  3. Eine gute nutzerzentrierte WKW-Frage verweist auf den entstehenden Mehrwert. Dieser entsteht durch die Lösung des Problems für die Zielgruppe – und nicht für das Unternehmen. Oft basiert dieser Mehrwert auf einer echten Erkenntnis aus der Nutzerrecherche. Negativbeispiel: Wie können wir mehr Produkte an unsere Zielgruppe verkaufen, so dass der Umsatz steigt?


Für das weitere Vorgehen wähle ich das erste Zitat aus und bilde drei passende WKW-Fragen:

  1. Wie können wir über die Kombinations- und Einsatzmöglichkeiten von Kanban, Scrum und Design Thinking informieren, so dass unsere Mitarbeiter*innen diese zielführend im Projektalltag einsetzen können?

  2. Wie können wir agile Methoden soweit reduzieren und vereinfachen, dass der Mehrwert im Arbeitsalltag deutlicher wird?

  3. Wie können wir unsere Mitarbeitenden dabei unterstützen beim Transformationsprozess den Überblick zu behalten, so dass sie die Methoden zielführend einsetzen können?


Zur Verbesserung überprüfe ich sie anhand der genannten Faktoren: Alle drei Fragen sind problemorientiert, wobei Frage eins und zwei bereits diffuse Lösungsansätze enthalten (Kombinationsmöglichkeiten, Reduktion, Vereinfachung). Die Herausforderung wird bei allen drei Fragen deutlich, bei Frage eins jedoch bleibt der Mehrwert diffus. Was bedeutet „zielführend im Projektalltag einsetzen“? An dieser Stelle sollte ich konkreter werden. Die Zielgruppe wird in Frage eins und zwei genannt (Mitarbeitende) – oder geht das noch präziser? Ich optimiere:


  1. Wie können wir unseren Projektleiterinnen die Unterschiede von Kanban, Scrum und Design Thinking vermitteln, so dass deutlicher wird für welche Projekte und Projektphasen sich die Methoden am besten eignen?

  2. Wie können wir unseren Quereinsteigern und Trainees dabei helfen, agile Methoden und Techniken besser zu verstehen und einzuschätzen, so dass diese auch losgelöst von größeren Teams und Prozessen anwendbar sind?

  3. Wie können wir die am Transformationsprozess beteiligten Mitarbeitenden dabei unterstützen, den Überblick über Prozesse und Methoden zu behalten, so dass sie zukünftig als Expert*innen weitere Kolleg*innen informieren und weiterbilden können?


Das Ergebnis sind drei spannende und nutzerzentrierte WKW-Fragen. Im Team wird nun entschieden, welche Fragen im nächsten Schritt zur gezielten Ideenentwicklung eingesetzt werden. Gute WKW-Fragen entstehen im Dialog und durch gemeinsame Verbesserung. Je mehr Fragen anfangs zur Auswahl stehen, desto größer ist die Chance, dass am Ende des Auswahlprozesses die relevanten Fragen übrig bleiben.




Die umgedrehte WKW-Frage


Um die Ideenvielfalt zu fördern und ungewöhnliche Lösungen zu provozieren, formuliere ich manchmal auch genau das Gegenteil des gewünschten Mehrwertes in der WKW-Frage:

  • Wie können wir unseren Mitarbeiter*innen den Unterschied zwischen Kanban, Scrum und Design Thinking so kompliziert wie möglich vermitteln, damit sie nicht verstehen, worum es geht und die Methoden garantiert nicht im Arbeitsalltag eingesetzt werden?


Hier gibt's das Methoden-Template zum Ausdrucken:

WKW-Frage-Methoden-Template
.pdf
Download PDF • 47KB



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