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Teamentwicklung mit Teamcoach: Anlässe, Ablauf und Erfolgsfaktoren

  • Autorenbild: Steffen Sommerlad
    Steffen Sommerlad
  • 14. Aug.
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 3 Tagen

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Gerade in Zeiten von Veränderung, Remote-Arbeit und komplexen Projekten brauchen Teams bewusste Entwicklung, um die Zusammenarbeit zu verbessern. Seit 2016 begleite ich als Moderator und Teamcoach Teams in Workshops und bei der Arbeit an Werten, Rollen, Routinen und Strategien.


In diesem Artikel erkläre ich die Begriffe Team sowie Teamcoach und beschreibe typische Anlässe für ein professionelles Teamcoaching. Abschließend stelle ich einen beispielhaften Ablauf eines Teamcoachings vor.



Inhaltsverzeichnis:



1. Was ist ein Team?


Bevor ich näher auf die Rolle des Teamcoachs eingehe, lohnt es sich, den Begriff „Team” kurz zu klären. Denn nicht jede Gruppe, die zusammenarbeitet, ist automatisch ein Team.


Ein Team ist mehr als die Summe seiner Mitglieder. Es zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:

  • Es besteht aus mehreren Personen (meist 3 bis 9), die regelmäßig zusammenarbeiten.

  • Alle verfolgen ein gemeinsames Ziel – und kennen dieses Ziel auch.

  • Das Ziel ist realistisch erreichbar und für alle von Bedeutung.

  • Die Mitglieder bringen unterschiedliche Fähigkeiten ein, die sich ergänzen.

  • Zusammenarbeit ist nicht zufällig, sondern durch gemeinsame Werte, Prozesse, Routinen und Feedback geprägt.


Ein gutes Team ist lernfähig. Es reflektiert regelmäßig, wie es arbeitet, und passt sich an. Diese Fähigkeit zur gemeinsamen Weiterentwicklung ist zentral, und genau hier setzt Teamcoaching an.



2. Was ist ein*e Teamcoach?


Teamcoaches unterstützen Teams dabei, ihre Zusammenarbeit gezielt weiterzuentwickeln, beispielsweise in den Bereichen Kommunikation, Rollenklärung und Ausrichtung auf gemeinsame Ziele. Dabei geht es nicht um Beratung von außen oder Vorgaben von oben. Im Mittelpunkt steht das Team selbst als Ursprung der benötigten Lösungen.


Die Verantwortung ist dabei klar verteilt: Der Teamcoach gestaltet und moderiert den Prozess, während das Team die Verantwortung für die erarbeiteten Ergebnisse trägt. Teamcoaches können als externe Begleiter*innen punktuell unterstützen oder als interne Rollen dauerhaft Teil des Teams werden. Sie bringen Methodenkompetenz, Empathie und Erfahrung mit modernen Arbeitsweisen mit.


Je nach Situation schlüpft ein*e Teamcoach in unterschiedliche Rollen:

  • Coach: Begleitet das Team partnerschaftlich im Prozess, ohne Lösungen vorzugeben. Die Grundhaltung: Das Team ist Experte für sich selbst.

  • Facilitator: Moderiert Meetings und Workshops so, dass alle Perspektiven sichtbar werden und Beteiligung gelingt.

  • Mentor: Teilt persönliche Erfahrungen und gibt Orientierung – immer im Dialog, nie mit starren Vorgaben.

  • Berater: Bringt fachliche Expertise ein und macht Vorschläge – ohne Anspruch auf „die eine richtige Lösung“.

  • Trainer: Vermittelt Wissen und Tools, z. B. in den Bereichen Kommunikation, Feedback oder agiles Arbeiten.


Professionelle Teamcoaches kommunizieren transparent, in welcher Rolle sie gerade agieren – sei es als Coach, Berater oder Mentor. Besonders der Wechsel zwischen Coaching und Beratung sollte klar benannt werden.



3. Was sind typische Anlässe für ein Teamcoaching?


Teamcoaching entfaltet seine Wirkung besonders dann, wenn die Zusammenarbeit ins Stocken gerät oder wenn sich Teams neu aufstellen oder bewusst weiterentwickeln möchten. Der optimale Zeitpunkt dafür ist jedoch nicht erst dann, wenn die Probleme offensichtlich sind. Proaktives Teamcoaching kann dabei helfen, Herausforderungen frühzeitig zu erkennen und anzugehen, bevor sie zu ernsthaften Problemen werden.


Die wichtigste Voraussetzung für ein Teamcoaching ist, dass das Team bereit ist, sich auf den Prozess einzulassen. Ein Coaching ohne echten Auftrag oder ohne Verständnis für das Ziel wird kaum Wirkung zeigen.


Typische Anlässe für ein Teamcoaching:

  • Chaos in Meetings: Gespräche verlaufen unstrukturiert, ohne Ziel oder Ergebnis. Einzelne dominieren, andere schweigen. Entscheidungen bleiben aus, Ergebnisse werden nicht dokumentiert. Artikelempfehlung: So werden Team-Meetings effizienter.

  • Überlastung und Unklarheit: Das Team arbeitet am Limit. Aufgaben sind nicht priorisiert, Zuständigkeiten unklar. Entscheidungen ziehen sich oder werden gar nicht getroffen. Artikelempfehlung: So erstellst du eine Rollenbeschreibung.

  • Konflikte und Spannungen: Unausgesprochene Konflikte belasten die Stimmung. Es fehlt an Vertrauen, gemeinsamer Reflexion und Wertschätzung.

  • Keine Richtung: Dem Team fehlt ein gemeinsames Ziel, eine klare Mission oder eine Strategie. Dadurch entstehen Leerlauf, Doppelarbeit oder Priorisierungskonflikte. Artikelempfehlung: Vision, Mission und Strategie einfach erklärt.

  • Kein Raum für Kreativität: Wenn das Umfeld keine Fehler zulässt, entstehen keine Ideen. Fehlt psychologische Sicherheit, wird Innovation unmöglich. Artikelempfehlung: Psychologische Sicherheit im Team stärken.



4. Was ist der typische Ablauf eines Teamcoachings?


„Jedes Team ist anders“ – so lautet der Titel des Buchs von Holger Koschek und Marko Trbojevic zur Teamentwicklung. Der Titel bringt es auf den Punkt: Teams unterscheiden sich in ihrer Zusammensetzung, ihren Herausforderungen, ihren Zielen und ihren Rahmenbedingungen. Entsprechend individuell ist auch jedes Teamcoaching.


In meiner Praxis hat sich gleichzeitig ein Prozess etabliert, der sich in vielen Fällen bewährt hat. Er dient als Orientierung, nicht als starre Blaupause. Je nach Komplexität und Zielsetzung kann ein Teamcoaching wenige Wochen oder mehrere Monate dauern, in Einzelfällen sogar bis zu einem Jahr.



Typischer Teamcoaching-Prozess in fünf Phasen:


Phase 1: Auftragsklärung und Zieldefinition

  • Erstgespräch mit Führungskraft und ggf. HR

  • Definition von Zielen und Erfolgskriterien

  • Abstimmung des Vorgehens und der Rahmenbedingungen

  • Terminplanung


Phase 2: Analyse und Diagnose

  • Einzelinterviews mit allen Teammitgliedern

  • Beobachtung des Teams im Arbeitskontext (optional)

  • Einsatz diagnostischer Tools (z. B. Teamrollenanalyse, Kulturdiagnose)

  • Auswertung und Aufbereitung der Ergebnisse


Phase 3: Kick-off-Workshop

  • Vorstellung der Analyseergebnisse

  • Gemeinsame Priorisierung von Handlungsfeldern

  • Ableitung konkreter Entwicklungsziele

  • Erste Maßnahmen und Teamvereinbarungen


Phase 4: Begleitung und Intervention

  • Regelmäßige Teamcoaching-Sessions

  • Methodenmix aus Reflexion, Praxisübungen und Workshop-Elementen

  • Einzelcoachings für Schlüsselrollen (optional)

  • Laufende Prozessanpassung auf Basis der Teamdynamik


Phase 5: Evaluation und Transfer

  • Abschlussworkshop zur Reflexion der Entwicklung

  • Auswertung anhand der vereinbarten Erfolgskriterien

  • Planung von Transfermaßnahmen zur Sicherung der Ergebnisse

  • Abschlussbericht und Empfehlungen



Regelmäßige Reflexion für nachhaltige Wirkung.
Regelmäßige Reflexion für nachhaltige Wirkung.

5. Wie gelingt nachhaltige Wirkung durch Teamcoaching?


Ein gutes Teamcoaching entfaltet seine Wirkung nicht nur im Workshopraum, sondern insbesondere im Arbeitsalltag. Damit die gewonnenen Erkenntnisse nicht verpuffen, sondern in die Praxis umgesetzt werden, sind fünf zentrale Erfolgsfaktoren entscheidend.


  • Integration in den Alltag: Die im Coaching entwickelten Prinzipien, Methoden und Vereinbarungen sollten direkt in die Arbeitsprozesse eingebettet werden – durch klare Routinen, passende Formate und ein gemeinsames Verständnis von „neuem Arbeiten“.

  • Regelmäßige Reflexionsschleifen: Teams, die sich regelmäßig Zeit für Reflexion nehmen, lernen schneller und agieren bewusster. Formate wie monatliche Retrospektiven oder vierteljährliche Teamreviews helfen, Entwicklungen sichtbar zu machen und nachzusteuern.

  • Veränderung durch Rituale verankern: Verhaltensänderung braucht Wiederholung. Kleine Rituale, z. B. kurze Check-ins, Feedbackrunden oder bewusst gestaltete Teammomente, helfen dabei, neue Arbeitsweisen zu festigen.

  • Verantwortung im Team verankern: Nachhaltige Veränderung entsteht, wenn nicht alles an einer Person hängt. Klare Rollen, gemeinsame Verantwortlichkeiten und aktives Mitgestalten im Team stärken Ownership und Selbstorganisation.

  • Follow-up und Impulse von außen: Auch nach dem Abschluss des Coachingprozesses sind regelmäßige Impulse hilfreich. Follow-up-Sessions (z. B. vierteljährlich) ermöglichen Reflexion, Nachjustierung und halten den Entwicklungsfokus lebendig.



6. Woran erkennst du gute Teamcoaches?


Gute Teamcoaches bringen eine klare Haltung, methodische Vielfalt sowie Erfahrung in der Arbeit mit Gruppen mit. Sie schaffen einen sicheren Rahmen, in dem Teams offen über Herausforderungen sprechen und gemeinsam Lösungen entwickeln können, ohne dabei den Prozess zu dominieren oder vorgefertigte Antworten zu liefern.


Worauf du achten solltest:

  • Die Beziehung zählt: Stimmt die Chemie zwischen Coach und Team? Gibt es Vertrauen, Offenheit und gegenseitigen Respekt? Ein unverbindliches Vorgespräch hilft, das herauszufinden - auch für das Team.

  • Prozessorientierung statt Patentlösungen: Gute Teamcoaches liefern keine vorgefertigten Lösungen. Sie begleiten den Prozess und helfen dem Team, eigene Antworten zu finden. Je weniger „Beratung von oben“ und je mehr Raum für Selbstverantwortung, desto nachhaltiger die Wirkung.

  • Transparenz in der Rollenwahl: Teamcoaches wechseln je nach Situation zwischen Coach, Facilitator, Trainer oder Berater. Gute Coaches machen transparent, in welcher Rolle sie gerade agieren und warum.

  • Haltung vor Methode: Ein souveräner Umgang mit Methoden ist wichtig, entscheidend ist aber die Haltung: echtes Interesse, Klarheit, Wertschätzung und die Fähigkeit, auch Spannungen oder Konflikte auszuhalten und produktiv zu begleiten.







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